Städtetag schlägt Bäderschließungen vor | SSV richtet sich in Brief an Ministerpräsident Kretschmer
- vom 15.07.2022
Nach einem Vorstoß des Deutschen Städtetages mit der Forderung, man könne im Angesicht der derzeitigen Energiekrise das Beheizen und Betreiben von Bädern und Schwimmhallen nicht mehr bewältigen, regt sich nun umfassende Kritik unter anderem von den Sportverbänden und der Bäderallianz. Der Sächsische Schwimm-Verband mit Unterstützung des LSB Sachsen richtet sich nun in einem Brief an den sächsischen Ministerpräsidenten, Herrn Michael Kretschmer und bittet um eine differenzierte Betrachtung der Situation. Die sofortige Schließung sämtlicher öffentlicher Bäder, besonders mit Blick auf die jüngsten Schläge der Corona-Krise und der Bäderschließungen, könne zu nicht abschätzbaren Schäden für die Gesundheit der Bürger:innen und der sächsischen Vereinslandschaft führen. Stattdessen schlägt der Sächsische Schwimm-Verband in Abstimmungen mit weiteren Landesschwimmverbänden einen Drei-Stufen-Plan vor, der einen erheblichen Beitrag für die Energieeinsparungen des Landes leisten könnte, ohne dabei direkt einen Kahlschlag vorzunehmen.
Nach zwei Jahren Pandemie und den zusätzlichen Folgen der deutschlandweiten Bäderschließungen sieht der sächsische Schwimmsport nun einer weiteren massiven Krise ins Auge. In der vergangenen Woche legte der Deutsche Städtetag ein Schreiben auf, in dem auf etwaige Einsparmaßnahmen verwiesen wird, die die Kommunen im Hinblick auf die unlängst explodierenden Energiepreise unmittelbar vornehmen können. Dabei wurde unter anderem empfohlen, Freibäder nicht mehr zu beheizen und sämtliche öffentliche Hallenbäder und Saunen ohne jegliche Differenzierung zu schließen. Unter Bezugnahme auf die Positionen der Deutschen Bäderallianz, des LSB Sachsens des Landessportbunds und des Schwimmverband NRW, bittet der SSV auf eine ganzheitliche Betrachtung und warnt vor einseitigen Beschlüssen. Stattdessen verweisen der Verbandspräsident Dr. Wolfram Sperling und der Geschäftsführer Frank Müller-Steidner auf die Bedeutung der sächsischen Bäderlandschaft für die körperliche und soziale Gesundheit ihrer Bürger:innen. In anderen Positionspapieren, wie dem des Landesverbandes NRW wird zudem auf die lebenswichtige Bedeutung der Schwimmausbildung für Kinder und die gesundheitliche bzw. soziale Wichtigkeit des Breiten- und Rehasports verwiesen. Jeder Bereich der Gesellschaft muss ihren Beitrag leisten, um den Energieverbrauch des Landes zu senken. Auch der Schwimmsport, so heißt es in dem Schreiben des SSV, kann im Hinblick auf das mögliche Ausbleiben von Energielieferungen umfassende Vorkehrungen treffen. Dabei sei es jedoch von großer Bedeutung, den Badebetrieb auch unter Einschränkungen so lange wie möglich aufrechtzuerhalten. Der Sächsische Schwimm-Verband schlägt deshalb in Anlehnung an den Vorschlag der Bäderallianz Deutschland vor, Energieeinsparungen je nach energiepolitischer Lage in drei Stufen vorzunehmen:
- Reduzieren der Heizleistung in Außenbecken und Freibädern (mit fossilen Brennstoffen) auf höchstens 22ºC
- In allen weiteren Schwimmbecken Reduzierung der Wassertemperatur auf höchstens 26ºC (Ausnahme Kleinkinder-/Babybecken, indikationsbezogene Rehabilitationsmaßnahmen)
- Schließung rein freizeitorientierter Schwimmbecken
Auch wenn eine komplette Schließung der Bäder nicht der erste Weg sein kann: „Dass eine Schließung ab einem gewissen Punkt nicht mehr vermeidbar ist, ist uns bewusst“, so die Vertreter des SSV. Dennoch sollte dies erst der letzte Weg sein. Es darf nicht, wie schon in der Corona-Pandemie, wieder der Fehler begangen werden, den Sport von der Politik ausklammern zu lassen.
Thomas Rohmberger
Öffentlichkeitsarbeit SSV