Nachträglich herzlichen Glückwunsch zum ‚Runden‘!
- vom 02.02.2021
Am vergangenen Freitag feierte Petra Rosenkranz ihren 60igsten Geburtstag. Das Präsidium und der Vorstand des Sächsischen Schwimm-Verbandes gratulieren dazu nachträglich ganz herzlich und verbinden dies mit dem Wunsch für Gesundheit, beruflichen Erfolg, Glück und Freude beim regelmäßigen Schwimmen und Aufenthalt im Wasser mit Blick auf die WM der Masters in Japan 2022!
Aus gegebenen Anlass möchten wir mit Einverständnis der Autorin Martina Martin den Text zu ihrem Beitrag „Der Leidenschaft noch immer treu“ auf unserer Homepage abbilden, der in der Freien Presse Chemnitz erschienen ist und den Lebensweg der Jubilarin in Ausschnitten skizziert:
„Pomßen/Chemnitz - Ohne Schwimmen, das sie einst bereits im Kindergartenalter erlernte, kann sie sich ihr Leben nicht vorstellen. „Es ist so eine wunderschöne und ästhetische Sportart, die mich auch beim Zuschauen immer wieder fasziniert, einfach eine Augenweide“, schwärmt Petra Rosenkranz im Gespräch mit „Freie Presse“ und fügt hinzu: „Wenn es möglich ist, bin ich bis zu dreimal die Woche noch selbst im Wasser und trainiere.“ Seit der Wende im Mastersbereich aktiv, visiert sie beispielsweise die WM 2022 in Japan an. Sicher bedauert auch sie, dass sie derzeit ihrer Leidenschaft im Wasser nicht nachgehen darf. Sie hält sich deshalb vor allem beim Joggen fit. Ebenso kann natürlich die Feier zum 60. Geburtstag, die sie in größerem Rahmen und auch mit ehemaligen sowie aktuellen sportlichen Weggefährten geplant hatte, nicht stattfinden. „Ich habe schon im November allen mitgeteilt, dass wir uns eben ein Jahr später treffen“, erzählt die Jubilarin. Unter ihrem Mädchennamen Thümer gehörte sie in den 1970erJahren zu den erfolgreichsten Schwimmerinnen beim damaligen SC Karl-Marx-Stadt. Die mit Abstand wertvollsten Triumphe gelangen ihr bei den Olympischen Spielen 1976 in Montreal, als sie mit erst 15 Lenzen sowohl über 400 als auch über 800 Meter Freistil überraschend Gold gewann. Dabei bezwang sie jeweils die hochfavorisierte US-Amerikanerin Shirley Babashoff, verbesserte zudem die Weltrekorde. „Es waren jeweils ganz knappe Duelle, wir lagen nebeneinander, hatten fast den gleichen Rhythmus. Der direkte Kampf lag mir, und ich konnte mich im Wettkampf immer steigern“, erinnert sich Petra Rosenkranz noch genau. Beim Anschlag wusste sie aber nicht gleich das Resultat, hatte es nur im Gefühl. „Auf der Anzeigetafel erkannte ich wegen meiner Kurzsichtigkeit nichts. Aber dann sah ich neben mir die Enttäuschung bei der Amerikanerin. Und sie brachte es nicht fertig, mir zu gratulieren“, hat die Sächsin nie vergessen.
Für diese Details braucht sie auch die Filmdokumente nicht, das hat sich eingebrannt. Dennoch schaut sie sich die Rennen, seitdem sie eine CD mit diesen besitzt, so manches Mal gern an. Erst zu Weihnachten fand sich im Kreise der Familie wieder eine Gelegenheit. „Es ist erstaunlich, aber ich bekomme immer wieder einen kleinen Schauer und es kribbelt“, beschreibt die einstige Weltklasseathletin, die später in die „Hall of Fame“ des internationalen Schwimmsports aufgenommen wurde. Was ihr beim Ansehen auffällt, dass der Jubel doch relativ verhalten ausfiel: „Ich war sehr schüchtern, nicht so der Typ, habe mich mehr innerlich gefreut.“ Längst kann sie ihre Gefühle aber nach gelungenen Wettkämpfen auch mit Euphorie zeigen. Zu ihren größten Herausforderungen bei den „Oldies“ gehörte dabei auch die WM 1994 in Montreal, bei der sie vier Finalplätze schaffte. Es waren dabei für sie besonders schöne Momente, als sie an die Stätte ihrer wertvollsten Erfolge zurückkehrte, in der gleichen Halle, die sich kaum verändert hatte, schwamm, endlich die Stadt näher kennenlernte. Und plötzlich galt auch ihr wieder unverhofft das Interesse. „Als ich mir die Ehrentafel, auf der auch mein Name stand, betrachtete, kamen Japaner auf mich zu, die mich unbedingt fotografieren wollten“, meint Petra Rosenkranz schmunzelnd. Im Rückblick auf 1976 bedauert sie indes, dass sie von den Spielen an sich nur wenig mitbekam. Sie besuchte weder andere Wettkämpfe noch die Eröffnungsfeier, die Abschlussveranstaltung verfolgte sie bereits zu Hause. Was für sie außergewöhnlich bleibt, ist jedoch der tolle Empfang ihrer Hausgemeinschaft in Reichenbrand. Die Mitbewohner hatten geschmückt und extra ein spezielles Lied einstudiert, die Straße war voller Menschen, es gab unzählige Geschenke. Bei der EM 1977 holte Petra Thümer dreimal Gold – neben ihren Paradestrecken ebenso über 200 m Freistil. Danach ging es nicht mehr so rasant vorwärts. Als sie sich für den Europapokal 1979 nicht qualifizierte und auch selbst spürte, dass ihr immer mehr der Ehrgeiz für das tägliche harte Training fehlte, beendete sie ihre Laufbahn. Sie konzentrierte sich auf den Schulabschluss und begann danach eine Ausbildung zur Fotografin. In diesem Metier ist sie bis heute tätig, absolvierte erfolgreich einen Meisterlehrgang. Als Angestellte einer Firma in Niederwiesa widmet sie sich von jeher vor allem der Kinder- und Schulfotografie, erhält auch bundesweit Aufträge, hat sich auf Fotobücher spezialisiert. „Ich habe das Handwerk von der Pike auf gelernt, die gesamte Digitaltechnik mir weitestgehend selbst angeeignet“, berichtet Petra Rosenkranz, die derzeit ebenso zur Kurzarbeit gezwungen ist. Bis 2010 wohnte sie in ihrer Geburtsstadt Chemnitz, ehe sie die Liebe aufs Land verschlug. Sie zog zu ihrem dritten Ehemann Albrecht, einem Chirurgen, und dessen Katze, lebt seit 2011 in Pomßen, einer 760-Seelen-Gemeinde, zwischen Grimma und Nauenhof gelegen. „Ich bin sehr glücklich und hätte nicht gedacht, dass ich mich in einem Dorf so gut einlebe. Jetzt möchte ich nicht wieder weg“, meint die 60-Jährige. Sie genießt das Vogelzwitschern, wenn sie im Grundstück sitzt. Und dank ihrer Kontaktfreudigkeit fand sie vor allem über eine Gymnastikgruppe oder bei verschiedenen Veranstaltungen im Ort schnell Anschluss, ist vom Zusammenhalt sehr angetan. Zum Schwimmen fährt sie ins 20 Kilometer entfernte Leipzig, wo sie einer Mastersgruppe angehört. Auch in ihrem ehemaligen Domizil im Chemnitzer Sportforum zieht sie, wenn es sich mit beruflichen Terminen anbietet, ab und an ihre Bahnen. Sie ist nach wie vor Mitglied im SCC, startet für den Verein zudem bei den Wettkämpfen. Einige Zeit wandelte auch Tochter Claudia, inzwischen 34 Jahre alt und im Hotelwesen tätig, hoffnungsvoll auf den Spuren ihrer berühmten Mutti.
Sie bestimmte im Nachwuchs die nationale Spitze mit, gewann bei den Europäischen Jugendspielen Gold und erreichte bei den Damen Finalplätze bei Deutschen Meisterschaften. Die vier Jahre ältere Nicole, die in München wohnt und als Handelsassistentin arbeitet, schwamm einst bis zur zehnten Klasse. Indes findet Petra Rosenkranz bei ihrem geliebten Schwimmen den besten Ausgleich zum Job und Geselligkeit unter Gleichgesinnten. Und sie besitzt auch nach wie vor gute Verbindungen zu ehemaligen Mitstreiterinnen. Nach einer gemeinsamen Rundreise durch Bulgarien, wo auch die frühere Höhentrainingsstätte auf dem Belmeken besucht wurde, gibt es nun regelmäßige Treffen – sobald sie wieder möglich sind.“ (Freie Presse Chemnitz, erschienen am 28.01.2020)