Vier internationale Starplätze für Sachsens Schwimmer

Mit dem Wochenende ging eine ereignisreiche Qualifikationsphase um die internationalen Startplätze zu Ende. Die Bilanz für Sachsen nach dem Qualifikationswettkampf in Berlin kann sich dabei durchaus sehen lassen: Zwei Athleten für Tokio, eine Qualifikation für die EM in Budapest und eine für die JEM in Rom – eine Wahninns Bilanz! Nach David Thomasbergers Deutschen Rekord über die 200m Schmetterling (1:55,04), den er bereits vor zwei Wochen in Heidelberg erzielen konnte, steht er nun als Starter für Tokio fest. Auch in Berlin konnte sich kein weiterer Schwimmer an ihm vorbei schwimmen. Hingegen wird eine andere sehr wohl in Japan mal „vorbei schwimmen“. Die in Neckarsulm trainierenden Leipzigerin Marie Pietruschka darf sich nach starken Leistungen in Berlin auf gleich zwei Staffel-Einsätze in Japan freuen.

Nachdem Marie Pietruschka in den vergangenen Wochen mehrfach an die 55er Marke heran geschwommen war, machte die SSG-Athletin am Wochenende in Berlin ernst: In 54,73 Sekunden stellte die 25-Jährige eine starke neue Bestzeit auf und qualifizierte sich damit als Drittplatzierte für den erhofften zweiten Staffeleinsatz bei den Olympischen Spielen. Bereits am Freitag hatte die in Neckarsulm trainierende Leipzigerin über die 200m Freistil ihr Ticket für die 4x200m Kraulstaffel gebucht.

Um ein Haar hätte es sogar reichen können, gleich drei Sachsen in Tokio sehen zu dürfen. Über die 100m Rücken lieferte der Leipziger Marek Ulrich in 53,75 Sekunden zwar im Vorlauf eine starke persönliche Bestzeit ab, blieb aber um fünf Hundertstel über der vom Deutschen Schwimm-Verband geforderten Norm. Im Finale musste er sich in ebenfalls beachtlichen 53,99 Sekunden dann Lokalmatador Ole Braunschweig (53,87) knapp geschlagen geben. Damit ist auch der Platz als Rückenschwimmer in der Lagenstaffel eigentlich „weg“, denn dafür berücksichtigt der DSV nur Finalleistungen. Zum einen bleibt Marek Ulrich aber damit neben der neuen Bestzeit auch das Ticket zu den Schwimm-Europameisterschaften im Mai. Zum anderen ist der Zug nach Tokio vielleicht auch für ihn noch nicht ganz abgefahren. Um abzusichern, dass ein starker Rückenschwimmer für die Staffel dabei ist, könnten im Verbandsinteresse sowohl Braunschweig als auch Ulrich nominiert werden – zumal Marek Ulrich mit seiner Vorlaufzeit zwar nicht die DSV-Norm, aber die internationale Norm des Weltverbandes FINA unterboten hatte. Es bleibt also spannend.

Der Trainer der internationalen Glücksfische, Frank Embacher kann sich nach dem Wochenende wohl nur schlecht das Lächeln verkneifen: „Mit zwei festen Startplätzen in Tokio und jeweils einem bei einer EM und JEM können wir sehr zufrieden sein. Zudem gab es einige gute Bestzeiten, zum Beispiel die von Yannis, die uns im Hinblick auf die Universade im nächsten Jahr optimistisch stimmen. Ich freue mich auch über die sehr gute Entwicklung unseres Jungspunds Timo Sorgius, der sich von Wettkampf zu Wettkampf immer weiter steigern konnte“, fasst Embacher die ereignisreichen letzten Wochen zusammen. Letzterer kam erst im letzten Jahr aus Halle nach Sachsen und zeigt nun, dass er hier noch einiges an Potenzial haben sollte. Über die 100m (50,06) und 200m Freistil (1:49,00) schwamm er zu sehr guten Bestzeiten und deutlich unter die geforderten Normen für die JEM in Rom. Besonders beeindruckend sind die Leitungen insofern, dass er damit sogar schneller war, als Weltmeister Paul Biedermann in diesem Alter!

Der ehemalige Leipziger Ramon Klenz, der vor David Thomasberger den Rekord über die 200m Schmetterling inne hatte, hatte leider nicht ganz so viel zu lachen. Er verfehlte am Wochenende knapp die letzte Chance auf dieser Strecke ebenfalls das Ticket für Tokio zu buchen. Das in Berlin trainierende Schwimm-Ass blieb im Einzelrennen gegen die Uhr mit 1:56,64 Minuten nur 3,4 Zehntel über der geforderten Norm. Er hätte im Vorstartzelt gern neben Thomasberger gesessen, jedoch wurde er am Donnerstag in einen schlimmen Autounfall verwickelt. Mit einem Schleudertrauma stellte er sich dennoch zwei Tage später dem Einzelrennen. Aufgrund der besonderen Umstände wurde ihm heute noch einmal die Chance gegeben, die Zeit vom Samstag zu unterbieten. In einem zweiten Einzelrennen blieb er nach einer kämpferischen Leistung leider erneut über der Olympianorm (1:57,48). Immerhin reichte die Zeit für eine EM-Qualifikation, was nach seinen hohen Ambitionen und der dramatischen Vorgeschichte aber nur ein schwacher Trost sein dürfte. Zum Abschluss des Qualifikationsmeetings in Berlin erkämpfte sich Yannis Willim erneut eine starke Bestzeit über seine Paradestrecke. In 2:12,22 Minuten schwamm er über 200m Brust nochmal gut eine Zehntel schneller als am vergangenen Wochenende. Damit blieb er nur sieben Zehntel über der EM-Norm und gerade einmal zwei Zehntel über der Qualizeit für die Universiade im nächsten Jahr in Chengdu. Da diese auf 2022 verschoben wurde, sollte sich im nächsten Jahr aber noch die Chance für die Normierung bieten.

Herzliche Glückwünsche sendet der Vorstand und das Präsidium von dieser Stelle an die Schwimmer und alles Gute sowie Erfolg bei den kommenden internationalen Wettkämpfen. Gleiches gilt natürlich auch für das Trainerteam, die Betreuer und Helfer an den Stützpunkten, ohne die solche Leistungen nicht möglich wären.

Thomas Rohmberger
Öffentlichkeitsarbeit SSV