Interwiev mit neuen Landestrainer Sportschwimmen Frank Embacher

Landestrainer des SSV e.V Frank Embacher

Im Anschluss an die Trainerkonferenz des SSV e.V. am 19.08.2017, gab es die Möglichkeit ein Interwiev mit dem neuen Landestrainer des SSV e.V., Frank Embacher, zu führen

 

Frank Embacher wie beurteilen Sie als Spitzentrainer des DSV das Abschneiden des DSV- Teams bei den diesjährigen Weltmeisterschaften in Budapest?

Das DSV- Team war mit 14 Aktiven – 4 weibliche und 10 männliche – recht überschaubar. Davon hatten von den Vorleistungen nur 3 Aktive (Franziska Hentke, Philip Heintz und Marco Koch) echte Chancen auf einen Medaillenplatz. Franziska Heintke konnte im Gegensatz zu den beiden Männern Ihre Möglichkeiten ausschöpfen und gewann die Silbermedaille.

Die nächstbesten Platzierungen waren 7. Plätze.

Insgesamt ist festzustellen, dass der Abstand des deutschen Schwimmsports zur Weltspitze nicht verringert werden konnte und die Talsohle noch nicht durchschritten ist.

Dennoch bin ich der Auffassung, dass bei Ausschöpfung aller trainingsmethodischen Möglichkeiten und Rahmenbedingungen, notwendiger Strukturveränderungen und Erhöhung von finanziellen Ressourcen, der Abstand zur Weltspitze mittelfristig verringert werden kann.

Wie ist es dem Nachwuchs gelungen den Anschluss zur Weltspitze herzustellen und welche Erfordernisse/Umfeldbedingungen sind angezeigt, um den Prozess zu beschleunigen?

Dies ist u.a. auch daran ersichtlich, dass die Leistungen der anderen Aktiven und die schwächeren weiblichen U 23- Normzeiten für die WM nicht ausreichend sind, um die bestehende Lücke zu schließen. Finalteilnahmen wurden kaum erreicht. Lediglich Celine Rieder (SSG Saar Max Ritter) als junge Sportlerin über die langen Freistilstrecken, konnte positive Akzente setzen.

Ergänzend wäre hinzu zufügen, dass in anderen Länder die Aktiven in dem Alter schon Weltspitze sind bzw. diese eindeutig bestimmen.

Das zuvor genannte trifft m.E. auch auf Nachwuchsbereich zu. Unbedingter Wille und Leistungsbereitschaft sowie mentale Stärke  sind hier angezeigt, um im täglichen Training an die eigenen Grenzen zu gehen.

 

Die Funktion Landestrainer ist eine neue Herausforderung. Was hat Sie bewogen dies anzugehen?

Mir lagen einige Angebote sowohl aus dem Ausland als auch aus Deutschland vor. Für meine Entscheidung waren verschiedene Dinge zu beachten, u.a. persönliche sowie finanzielle Aspekte und Sicherheit. Aber vor allem waren die Entwicklungspotenziale ausschlaggebend. Da bot sich Sachsen und Leipzig geradezu an. Zudem hat sich der SSV e.V. und der OSP Leipzig intensiv bemüht, mich mit meinen Erfahrungen und meiner trainingsmethodischen Kompetenz nach Sachsen zu holen.

Ich bin angetreten, um den Sächsischen Schwimmsport und den Leipziger Schwimmsport neue Impulse zugeben, um verlorener Boden aufzuholen. Erste Ansätze sind in Dresden sichtbar und es müssen weitere Schritte gegangen werden, um die Leistungsfähigkeit in den 3 sächsischen Stützpunkten (Chemnitz, Dresden, Leipzig) und Vereinen zu steigern. Das geht nur gemeinsam mit allen Verantwortlichen wie Trainern, Übungsleitern und Eltern, um das Ziel zu realisieren, mittelfristig Aktive an die nationale Spitze sowie an die internationale Spitze heran zuführen.

 

Welche konzeptionellen Ansätze gibt es?

Ich werde hier in Leipzig mit einer zahlenmäßig überschaubaren Spitzengruppe beginnen und versuchen mit Sportlern mehr in der Öffentlichkeit auftreten. Vielleicht stößt noch der eine oder andere Sportler zur Trainingsgruppe, wenn die Voraussetzungen stimmen, dazu. Gespräche stehen noch aus und sind noch zu führen.

Für eine ziel- und erfolgsorientierte Umsetzung der vom DSV geforderten Kraftkonzeption sind noch personelle und materielle Voraussetzungen, wie z.B.  Trainerunterstützung für Langhantel/Gewichtheberübungen und Gewichtheberbühnen, zu schaffen.

Des Weiteren möchte ich einen größeren sportlichen Kampf der 3 Stützpunkte untereinander fördern. In Chemnitz sehe ich zudem ausbaufähige Potentiale im Freiwasser, um Anschluss an die nationale Spitze zu finden.

Insgesamt kann ein gesundes Konkurrenzdenken zwischen den Stützpunkten für die angestrebten Ziele nur dienlich sein und den Leistungsentwicklungsprozess der Aktiven positiv beeinflussen.

 

Welche Veränderungen sind notwendig im langfristigen Leistungsaufbau?

Zunächst habe ich mir einen Überblick über die bisherig geleistete Arbeit und Entwicklungsverläufe verschafft. Werde daraus einzelne Punkte herausgreifen und konzeptionell angehen.

Zwei Aspekte erscheinen besonders wichtig.

Einerseits die Traineranstellungen und Trainerstruktur muss langfristig gestaltet werden, um den Trainer mehr soziale Sicherheit und Perspektiven zu geben. Das dies an Haushaltsmitteln gebunden ist, ist mir völlig klar, aber wenn man trainingsmethodisch erfolgreich sein will, sind überschaubare Risiken in finanzieller Hinsicht vertretbar.

Andererseits muss den Sportlern frühzeitig bewusst gemacht werden, was es bedeutet Leistungssport zu betreiben und das es ein langer und intensiver Weg sein wird, um in die Weltspitze vorzudringen. Dazu gehören Trainingslager in den oberen Altersklassen, die Kosten verursachen. Diese sind zum Teil von den Sportlern, Eltern und den Vereinen zu schultern, müssen sich jedoch im Rahmen bewegen.

Zum Nulltarif wird es keine Spitzenleistungen geben.

 

Ist eine Konzentration auf bestimmte Strecken und Disziplinen angezeigt?

Gegenwärtig ist auf Grund der Traineranzahl und der Quantität und Qualität der Sportler eine Konzentration  nicht angezeigt. Jeder Trainer ist deshalb gefordert, die Differenzierungen im täglichen Training umzusetzen. Zusätzliche Trainer/Übungsleiter wären hilfreich, um ein noch effektiveres, individuelles Techniktraining zu realisieren.

 

Sind differenzierte trainingsmethodische Vorgehensweisen zwischen weiblich/männlich erforderlich und wie werden sie aussehen und umgesetzt?

Es gibt zwei Auffassungen im DSV – reine Männertrainingsgruppen oder gemischte Frauen/Männertrainingsgruppen. Beide Varianten haben ihre Vor- und Nachteile. Wir in Sachsen werden aufgrund der Sportlerpotenziale in gemischten Trainingsgruppen trainieren. Und hier wird es in der Belastungsgestaltung, Intensität, Streckenlänge und Pausengestaltung zielorientierte Unterschiede geben. Bedeutsam in diesem Prozess ist die Motivation der Aktiven sich den Belastungen zu stellen

 

Wie können die Möglichkeiten des IAT noch besser für die sächsischen Sportschwimmer genutzt werden?

Obwohl die personelle Situation des IAT für das Sportschwimmen mit zwei Mitarbeitern begrenzt ist, sind wir bestrebt das gegenwärtige Niveau zu erhalten und die Zusammenarbeit weiter auszubauen. Der Fundus der Wissenschaft sollte unbedingt einbezogen werden und als Hilfe für die Leistungsentwicklung genutzt werden. Hierzu sind Gespräche vorgesehen auf welchen Gebiet und Niveau die Unterstützung erfolgen kann, was über das Kanal- und Messplatztraining hinaus geht.

 

Wie muss sich die Sichtung und Auswahl gestalten, um Talente frühzeitig zu erkennen – großes Potenzial über das „Schwimmen lernen“ ist ja vorhanden?

Ja, das Potenzial ist ist durch das Schwimmen lernen zahlenmäßig gegeben und wir haben da schon den ersten Zugriffspunkt der Talentesichtung. Wichtig wird sein, die Zusammenarbeit mit den Schwimmlehrern zu forcieren. Diese sollten vereinsunabhängige Flyer an talentierte Kinder übergeben und die Eltern können selbst einen Verein aussuchen. Damit sind erste Bindungen an den Schwimmsport gegeben. Die Erfahrungen der Trainer/Übungsleiter in den Vereinen sind zur weiteren Talentesichtung zu nutzen und die Kinder für eine schwimmsportliche Laufbahn zu begeistern. Es bedarf ein aktives Vorgehen, d.h. wir müssen auf die Kinder stärker zugehen und nicht warten bis die Kinder zu uns kommen. Nur so können wir eine ausreichende Kaderpyramide sicherstellen.

Dabei muss nicht nur die Quantität, sondern vor allem die Qualität stimmen.

 

Frank Embacher, vielen Dank für das Gespräch und wünschen viel Erfolg für Ihre neue Aufgabe.

 

 

Dieter Appelt

FW ÖA des SSV e.V.